Beitrag der NÖN Niederösterreich zum internationalen Männertag​​

Leo Pöcksteiner und Peter Herzog geben im Beitrag vom 19. November 2023 anlässlich des internationalen Männertages Ihre Einschätzungen und Erfahrungen zum Thema. Den gesamten Beitrag finden Sie unter NÖN.at .

Foto eines Mannes mit Kopf in die Hände gestützt auf schwarzem Hintergrund

Viele Männer sprechen ihre Probleme nicht an

Zum Hintergrund: Der internationale Männertag am 19. November sowie der Männergesundheitsmonat, der den ganzen November läuft, rücken neben psychischer Gesundheit von Männern auch die körperliche Gesundheit und Gesundheitsvorsorge bei Männern in den Mittelpunkt.

Psychische Probleme bei Männern

Psychotherapeut Leo Pöcksteiner bestätigt, dass das männliche Geschlecht oft mit dem Vorurteil konfrontiert ist, dass es seine Gefühle nicht ausdrücken könne. Dies führt dazu, dass Männer bei auftretenden Problemen, wie Angstzuständen, innerer Unruhe oder Traurigkeit, ihre Gefühle oft übergehen. Stattdessen versuchen sie, ihre Sorgen mit kurzfristigen Mitteln zu bekämpfen, wie Alkohol, Medikamenten oder anderen Substanzen. Das führt dazu, dass Betroffene oft über einen langen Zeitraum hinweg Belastungssituationen ausgesetzt sind und irgendwann einen Kipppunkt erreichen, an dem das psychische Innenleben instabil wird.

Häufige psychische Erkrankungen bei Männern sind etwa Angst- und Panikzustände, Depression oder Burnout. Laut Pöcksteiner kommt nach einer Diagnose beziehungsweise nach dem Zugeben, dass es einem nicht gut geht, noch ein weiteres Problem dazu. Viele Männer tun sich schwer zu akzeptieren, dass sie durch ihre psychische Erkrankung eine Zeit lang nicht mehr arbeiten gehen können. Dies kann zu weiteren Problemen und negativen Gefühlen führen.

Dieser Kreislauf an negativen Gefühlen wird durch die Sozialisation ausgelöst, die viele Männer von Kind auf erfahren. Sie lernen nicht, ihre Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken, sondern eher, sie zu bekämpfen.

Gewalttätiges Verhalten

Eine mögliche Folge von psychischen Problemen ist gewalttätiges Verhalten. Männerberater Peter Herzog erklärt, dass Männer, die Gewalt ausüben, oft selbst Opfer von Gewalt geworden sind. Sie haben gelernt, dass Gewalt ein Mittel ist, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen oder sich zu verteidigen.

Herzog bietet in seiner Praxis in Gmünd neben Männer- und Paarberatung auch Gewaltberatung an. Er arbeitet sowohl mit Männern, die aufgrund von Gewalt bereits vor Gericht standen, als auch mit Männern, die noch keinen Kontakt mit Polizei oder Gericht hatten, jedoch selbst erkannt haben, dass sie ein Problem mit Gewalt haben.

Bei Männern, die nicht freiwillig zur Gewaltberatung kommen, geht es zunächst darum, die Bereitschaft zu entwickeln, dass sie über ihr Problem sprechen. Danach folgt die gemeinsame Suche nach Alternativen. Ziel der Beratung ist es, den Täter zuerst durch den Schrecken seiner Tat zu begleiten, ihn damit zu konfrontieren und mit ihm in Anschluss gemeinsam nach alternativen Handlungsmöglichkeiten zu suchen.